Oben herrschen Einsamkeit, Demut und eisige Stille. Der Wind pfeift unbarmherzig und zeigt alsbald, ob er Freund oder Feind ist. Der Blick ist fokussiert, der Atem ruhig. Nur das Pochen des Herzens ist hörbar und das Adrenalin im Blut lässt die Eiseskälte für einen Moment vergessen. Unten: lautes Getöse von rund 25.000 begeisterten Menschen. Jubel, Tröten, Kuhglocken, ein buntes Fahnenmeer und große Erwartungen. Tunnelblick: der Fokus gilt aber zunächst nur einer kleinen Fahne. Wird diese vom Trainer geschwungen, liegt es nicht mehr an den äußeren Bedingungen, sondern was man daraus macht. Ein kräftiges Abstoßen vom Balken, die Beschleunigung auf 90 km/h und wie immer den richtigen Absprung erwischen. Dann heißt es 10 Sekunden vom Wind getragene Glückseligkeit genießen, die wie im Fluge vergehen, und zum Schluss gilt es nur, sicher zu landen. Erleichterung, ein Lächeln, angekommen sein wie in den Armen der Familie. Die Fans bejubeln frenetisch den weiten Sprung zum Auftakt der Vierschanzentournee im bayrischen Oberstdorf.